CAA-Podiumsdiskussion „Die Rolle der Alpen – Zentrum Europas oder Hinterland der Metropolen“? im Münchner Alpinen Museum

Bietet eine „Makroregionale Alpenstrategie“ einen Mehrwert gegenüber der Alpenkonvention und wenn ja, welchen? Mit welchen Problemen der Alpen beschäftigt man sich in den zahlreichen nationalen und internationalen Gremien und Institutionen? Fördert dies die nachhaltige Entwicklung, die ja erklärtes Ziel von allen ist? Diese und viele weitere Fragen diskutierten am Abend des 26.3. 2014 namhafte Experten und Verwaltungsbeamte im Rahmenprogramm der DAV-Ausstellung „Alpen unter Druck“ unter engagierter und fachkundiger Moderation des Alpinjournalisten Axel Klemmer.

CAA-Präsident Klaus-Jürgen Gran stellte in seiner Einführung die Frage, ob denn die geplante Einbeziehung von ca. 66 Millionen Einwohnern in die Gebietskulisse der makroregionalen Strategie nicht zu einer wesentlich komplexeren Interessenlage führe als die, die man schon im Perimeter der Alpenkonvention mit ihren rund 15 Millionen Einwohnern bisher nicht ganz zufriedenstellend lösen könne.

Alpenforscher Werner Bätzing stellte den neoliberalen Trend fest, Regionen nach Metropolen auszurichten, und damit die eigentlichen Alpen mit ihren Bewohnern zur Peripherie zu machen. Peter Eggensberger vom Bayerischen Umweltministerium sieht dagegen ganz neue Chancen zur Zusammenarbeit und zum Interessensausgleich, er erhofft sich eine integrierte, abgestimmte Alpenpolitik. Christian Baumgartner von CIPRA international glaubt nicht an die Gefahr der Fremdbestimmung, denn auch innerhalb der Alpen gäbe es sehr starke Regionen. Eva Nussmüller von der EU, Expertin für die Makroregion Donauraum, betonte, dass sich die EU bewusst zurückhalte, d.h. die Regionen selbst die Strategie gestalten müssten. Der Donauraum sei noch wesentlich heterogener als die Alpen. Christian Salletmaier vom „Alpine Space Programme“ merkte an, dass manche Probleme besser lokal gelöst werden sollten, während anderes, wie etwa die Biodiversität oder die Nutzung natürlicher Ressourcen, nur grenzübergreifend sinnvoll zu steuern sei, was durch die Projektförderung seines Programms auch passiere. Markus Reiterer, Generalsekretär der Alpenkonvention führte das Projekt „Bergsteigerdörfer“ als Positivbeispiel für die Förderung der lokalen Wertschöpfung an und wünscht sich, die Alpen als lebenswerten Raum zu erhalten und sie nicht auf Begriffe wie „Batterie Europas“ zu reduzieren. Franz Ferdinand Türtscher, Bürgermeister der Gemeinde Sonntag im Großen Walsertal, erklärte, dass dort eher eine Förderung des Bundeslandes Vorarlberg erfolge, als dass reiche Gemeinden wie z.B. Lech die ärmeren unterstützten.

Baumgartner vermisst in der kürzlich begonnenen Arbeit der Arbeitsgruppen zur Entwicklung der makroregionalen Strategie bisher die visionären Ziele wie z.B. Lebensqualität oder Suffizienz und sieht die sektorale Herangehensweise, sortiert nach z.B. Verkehr, Wirtschaft, Umwelt, als eher ungeeignet an. Bätzing plädierte ebenfalls für eine „integrative Orientierung“. Er appellierte, die „funktionalen Verflechtungen“ zwischen Alpen und Vorland „auf Augenhöhe“ zu behandeln, und wies darauf hin, dass die „mentalen und sprachlichen Gräben“ innerhalb der Alpen und zwischen Alpen und Vorland sehr tief seien. Eggensberger forderte die Vertreter der „Zivilgesellschaft“, zu denen auch der CAA und seine Mitgliedsverbände gehören, auf, ihre Ideen in den Prozess einzubringen. Reiterer sieht die makroregionale Strategie auch als Chance, die Alpenkonvention mit Leben zu füllen und die Alpen in Brüssel sichtbarer zu machen.

 „Wohl niemand hat erwartet, dass am Ende des Abends alle Nebel gelichtet sind“, scherzte CAA-Präsident Gran in seinem Schlusswort nach der langen, teilweise anspruchsvollen Diskussion. Aber er kündigte an, dass der CAA sich weiterhin in den Prozess einbringen wird, „um die Idee der Makroregion Alpen mitzugestalten und das Bestmögliche für den Alpenraum herauszuholen, ohne die Errungenschaften der Alpenkonventionen zu gefährden.“  

 Artikel auf der DAV-Website

Podiumsdiskussion: Die Rolle der Alpen – Zentrum Europas oder Hinterland der Metropolen?

Passend zum Beschluss des Europäischen Rats von Dezember 2013, dass eine makroregionale Strategie für die Alpen erarbeitet werden soll, veranstaltet der CAA im Rahmenprogramm der DAV-Ausstellung „Alpen unter Druck“ am 26.3. im Münchner Alpinen Museum eine Podiumsdiskussion mit namhaften Experten.

Angesichts dieses EU-Beschlusses muss die Alpenkonvention um eine starke Position kämpfen. Welche Impulse kann die Alpenkonvention setzen, um in Zukunft eine starke Rolle bei der nachhaltigen Entwicklung der Alpen zu spielen? Welche inhaltlichen Schwerpunkte werden deren deutschen Vorsitz ab 2015 prägen? Welche Chancen bietet eine makroregionale Strategie für die Alpen? Was bedeutet sie für das Leben der Menschen in den Alpen? Welche Rolle spielen die Metropolen wie München oder Mailand? Und was kann die Zivilgesellschaft tun, um den Prozess aktiv zu begleiten?

Diesen und weiteren Fragen werden sich die Podiumsteilnehmer stellen und versuchen, das abstrakte Thema zu veranschaulichen.

Datum: 26.03.2014, 19:30 Uhr, Alpines Museum, Praterinsel München

Klaus-Jürgen Gran, Präsident des Club Arc Alpin: Begrüßung und Einführung

Teilnehmer:

• Prof. Werner Bätzing, Kulturgeograph, Univ. Erlangen

• Markus Reiterer, Generalsekretär der Alpenkonvention

• Dr. Christian Salletmaier, Alpine Space Programme Manager

• Eva Nussmüller, EU Kommission, GD Regio

• Dr. Peter Eggensberger, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

• Dr. Christian Baumgartner, Vizepräsident CIPRA international

• Franz Ferdinand Türtscher, Bürgermeister im Großen Walsertal/Vorarlberg

Moderation: Axel Klemmer, Geograph und Journalist

 

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